Über die Künstlerin

Vielschichtug und vielfältig sind sowohl die Werke der Brettener Künstlerin, als auch die Materialien , aus denen ihre Arbeiten entstehen

Junge Kunst, Ausgabe Oktober 1996


Ein von diesen Bildern ausgehendes Denken könnte dann die Herzen vieler Menschen von heute wieder zum Wesentlichen, zu Gott, hinführen.

Dr. Wolfgang Baunach, ehem. Stadtpfarrer und geistl. Rat

Die Woge

Ursula Maria Steinbach ist 1956 geboren. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn. Bereits während ihres pädagogischen Studiums der Fächer Kunst und Deutsch in Karlsruhe hatte sie Gedichte geschrieben, gemalt und kleinere Ausstellungen bestückt. Nach dem Abschluss konzentrierte sich U.M. Steinbach beruflich einige Jahre ausschließlich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – eine Lebensphase die mit ihrer Heimat und der Geburt ihres Sohnes zusammenfiel. Erst Mitte der 90-er Jahre, ausgelöst durch einen intensiven inneren Prozess des geistigen Umbruchs, besann sie sich wieder auf ihr eigenes künstlerisches Schaffen. So lebt  und arbeitet sie heute in Bretten und hat sich innerhalb weniger Jahre durch zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen weit über die Grenzen ihres näheren Lebensraumes hinaus einen Namen gemacht. Sie selbst sagt, ihre Arbeit „ströme“ aus ihr heraus. Ihre Werke waren in Ettlingen, Stuttgart, Berlin und vielen anderen Städten zu sehen und sind in Privatbesitz sowohl in Europa als auch in den USA. Als Mitglied der Gemeinschaft Christlicher Künstler der Erzdiözese Freiburg hat sie außerdem mehrere bedeutende sakrale Auftragsarbeiten für den kirchlichen Raum geschaffen.

Obwohl neuerdings immer öfter Bilder von sanfter, eher zarter Farbigkeit auftauchen und die Gesamtkompositionen ruhiger werden, wird der Betrachter jedoch meist zunächst durch die vielschichtigen Oberflächenstrukturen und intensive Farben der Gemälde angesprochen. Deren eigentlicher, kontemplativer Charakter erschließt sich dann aber danach in einer eigenen, eher meditativen Rhytmik über lyrische Texte, die U.M. Steinbach zu ihren Werken schreibt. Diese sind immer Teil ihrer Ausstellungen und aus Ihrem Gesamtwerk nicht mehr wegzudenken.

Das Zusammenspiel von Sprache und Bild ist eine Erfahrung von besonderem Reiz. Ursula Maria Steinbach selbst nannte sie in ihrem ersten Buch „Wort und Bild – Licht und Klang“ Band 1, erschienen 1999, ein „Spannungsfeld, welches die verborgenen Saiten unserer Seele zum Klingen bringen kann.“

Künstlergilde Buslat, Schloss Bauschlott

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Kritik über sich selbst zu schreiben ist ein schwieriges Unterfangen, daher zitiere ich nun eine Einführungsrede von Herrn Rudolf Wesner,  die er zur Eröffnung meiner Ausstellung in der Deutschen Bank Ludwigsburg am 15. April 2002 hielt

Doch nun zum Anlass der heutigen Veranstaltung, der Ausstellung mit Bildern von Ursula Maria Steinbach aus der Melanchthon-Stadt Bretten. Wir begegnen hier einer Künstlerin, deren höchst qualitätsvolles Können sich auf drei Ebenen bewegt: Ursula Maria Steinbach ist Malerin, Dichterin und Philosophin. Ihre Bilder sind in Formen und Farben umgesetzte Sprache, ihre Sprache ist von empfindungsreichen Bildern geprägt, in ihren Gedichten artikuliert sie philosophische Gedanken, die sich wiederum zu abstrakten Bildern wandeln.

Das Zusammenspiel von Sprache und Bild ist, wie Ursula Maria Steinbach es selbst formulierte, eine Erfahrung von besonderem Reiz. Sie brachte bereits zwei sorgfältig editierte Bände heraus, in denen diese innige Verbindung verdeutlicht wird. Der erste Band aus dem Jahr 1999 trägt den Titel „Wort und Bild – Licht und Klang“, der zweite band kam im Jahr 2001 heraus und heißt „Poesie und Malerei“. Beide liegen in dieser Ausstellung aus.

Obschon Ursula Maria Steinbach im Vorwort zum ersten Band unter anderem schrieb: „Jeder Text dieses Bandes kann ohne Bild, jedes Bild auch ohne Text für sich alleine stehen und bestehen“, so bleibt doch festzuhalten, dass die Symbiose von Text und Bild, von Gedanke und Gemälde den Betrachter zutiefst berührt und er spürt, wie sich eigenen Empfindungen und Denkweisen sich in ihm formen.

 

Ursula Maria Steinbach arbeitet nicht nur einseitig selbst mit Farben, sondern die Farben bewirken auch etwas aus ihr heraus. Während eines Gesprächs, das wir kürzlich in ihrem Atelier miteinander führten, meinte sie:  „Die Farben kommen zu mir. Ich empfinde mich beim Malen als Medium, denn das Bild male nicht ich, es malt sich viel mehr durch mich“.

Ursula Maria Steinbach ist zwar eine eine konsequent abstrakt malende Künstlerin, doch sie durchsetzt ihre Bilder immer wieder mit konkreten Strukturen. Sie dienen dazu, Gedanken als gemaltes Werk markant in Erscheinung treten zu lassen, aus Linien wachsen dynamische Sprünge, die sich wie Wellen nach dem Eintauchen eines Steins in eine stille Wasserfläche in rhythmisch gleichförmigen Kreisen ausbreiten und dabei auch zentrifugale Sogwirkung auf den Betrachter zu übertragen vermögen..

Immer wieder überzog die Künstlerin die Flächen mit feinen , reliefartigen Lineaturen, was ein Vordringen des gemalten Werkes in den Raum zu assoziieren vermag. Tatsächlich ist es das für die Malerin ein bedeutsames, den Bildausdruck betonendes Element. Sie sagte dazu: „Solche Bilder haben ein Profil“ und sie regte an, diese Arbeiten ruhig einmal von der Seite aus zu betrachten.

Die Verbindung mit dem faszinierenden Leuchten der Farben, die in faszinierendem Nuancenreichtum und zumeist in mehreren Schichten aufgetragen wurden, macht Werke von ursula Maria Steinbach als in Bilder umgewandelte, machtvolle Energieströme wahrnehmbar. Eine ähnliche elementare Kraft des Ausdrucks kann auch in den Miniaturen von Ursula Maria Steinbach erkannt werden […].

Eines fällt an den Bildern von Ursula Maria Steinbach deutlich auf: die menschliche Figur erscheint fast nie darin. Wenn überhaupt, dann lässt sich in aller Regel nur schemenhaft in einer von Farbenvielfalt geprägten Fläche eine Gestalt in radikal reduzierter Form erkennen.

Auf eine weitere spezifische Eigenschaft der Bilder von Ursula Maria Steinbach möchte ich Sie aufmerksam machen: manchmal gewinnt man beim Betrachten den Eindruck, die Künstlerin habe ein Werk geschaffen, das sich vor dem Auge wie eine Landkarte ausbreitet. Da lässt sich durchaus eine Landfläche wahrnehmen, die an einen Ozean angrenzt. Alle Exponate der Brettener Malerin wirken wie in großer Heftigkeit und eruptiver Emotionalität geschaffen. Malerisches Temperament hat stets deren Schöpfung vorangetrieben, aber dennoch findet bei ihr, wie sie es im Gespräch selbst ausdrücklich betonte, kein Malen aus dem Bauch statt. Ausgehend von einem inneren Plan für Flächen und Formen fügen sich die Farben als ein frei sich entwickelndes Element in das nach und nach wachsende Werk ein.

Die Künstlerin aus Bretten liebt das Experiment, weshalb Ihr malerisches Gesamtwerk zahlreiche Beispiel für bemerkenswerte neue Gestaltungsmethoden enthält. Sehr gerne trägt Ursula Maria Steinbach die Farben nicht nur mit dem Pinsel auf, sondern verreibt sie mit einem Schwamm oder sie durchzieht Farbflächen wie mit einem Rechen, sodass der Eindruck von einer Collage entsteht, weil diese so behandelten Flächen das Aussehen von Wellpappe angenommen haben. Kunststoff-Spachtelmasse wird eingefügt, um pastosen Farbauftrag noch zu verstärken und die Struktur eines Bildes noch kraftvoller zu gestalten. Generell lässt sich vom vitalen Umgang mit den Farben durch Ursula Maria Steinbach sagen, dass die Künstlerin auf diese Art jede ihrer Bildkompositionen einen mystischen Ausdruck, eine geheimnisvolle Botschaft aus ihrer Seele mitgibt, zu deren Entschlüsselung die Lyrik und die philosophischen Gedanken beitragen können. Die Dichterin Ursula Maria Steinbach artikuliert sich in einer zarten, feinstimmigen Stimme, frei von unnötigen Schnörkeln, wie diese sich bei einer Reihe von zeitgenössischen Lyrikern aus selbstgefälliger, eitler Wortdrechselei ergeben. Jeder geäußerte Gedanke ist nachempfindbar, berührt somit die Seele des Lesers unmittelbar und auf direktem Wege.